Babysprache ist eine tolle Sprache! Wenn sie die ersten Worte formen, freuen sich die Eltern schon über einfache Laute wie Mama und Papa und es ist oftmals unglaublich, wie schnell daraus ein reges Geplapper wird. Doch gute Kommunikation besteht immer aus einem „Sender“ und einem „Empfänger“ – und beide haben das gleiche Anliegen: gehört und verstanden zu werden.
So geht es Kleinkindern auch. Sie möchten, dass man ihnen zuhört, ihnen Aufmerksamkeit schenkt und versteht, was sie uns mitteilen wollen. Auch die Erwachsenen möchten, dass ihr Kind ihnen zuhört und lernt, die Worte und Anweisungen auch in die Tat umzusetzen. Kommunikation ist also immer zweiseitig – und das sollten wir im Umgang mit Kindern nicht vergessen.
Vom Geplapper zum Gespräch
Viele Kinder reden gern – und viel! Sie sind noch nicht ganz wach, da geht ihnen schon so viel im kleinen Köpfchen herum, dass sie einfach lossprudeln und erst mal alles loswerden müssen. Wenn sie etwas erleben, was neu und aufregend ist, hilft ihnen das Erzählen beim Verarbeiten und Begreifen. Doch nicht immer hören wir ihnen dann auch zu, denn der Alltag ist auch für Erwachsene manchmal eine Überforderung, die zu Unaufmerksamkeit und Unachtsamkeit führt. Im Zusammenleben mit Kleinkinder ist das sehr schade!
Denn das achtsame Gespräch zwischen Kindern und Erwachsenen – übrigens nicht nur den Eltern, sondern auch anderen Erziehenden wie Kita-Betreuern – erfordert von allen Zuwendung und Zeit, wird aber sehr oft auf mit ganz viel positiven Emotionen belohnt!
7 Tipps für eine gutes Gespräch
Die folgenden einfachen Kommunikations-Regeln können ein gutes Gespräch zwischen Kindern und Eltern bzw. Kindern und Kita-Betreuenden fördern:
Tipp 1: Ein gutes Gespräch findet auf Augenhöhe statt.
Und zwar in zweierlei Hinsicht: Begeben Sie sich auf die Ebene des Kindes, setzen sie sich gegenüber, hocken Sie sich auf den Boden oder heben Sie das Kind auf Ihre Ebene (einen Küchentisch zum Beispiel) – so entsteht schon ganz von allein die Möglichkeit des fairen Austauschs.
Begeben Sie sich auch sprachlich auf eine Ebene. Wie spricht Ihr Kind? Welche Worte benutzt es? Bilden Sie einfache und klare Sätze, die Ihr Kind verstehen kann und die es auch in Handlungen umsetzen kann. Dies ist besonders wichtig, wenn es darum geht, Konflikte zu lösen oder gute Verhaltensweisen zu vermitteln.
Tipp 2: Ein gutes Gespräch ist persönlich.
Ihr Kind macht einfach nicht, was es gerade soll. Sie sind gestresst und werden wütend – sie blaffen das Kind an, obwohl sie das nicht wollten. Ihr Kind weint und die Situation eskaliert. Kein guter Gesprächseinstieg! Also erst mal durchatmen! Gestehen Sie sich selbst Emotionen zu, auch wenn sie nicht immer angemessen sind. Das passiert. Erklären Sie Ihrem Kind, dass Sie überreagiert haben und es Ihnen leidtut. Versprechen Sie, es das nächste Mal besser zu machen. Halten Sie Ihr Versprechen!
Unser Tipp für Profis: Sie wollen eine ganze Gruppe Kleinkinder dazu bringen, ihren Anweisungen zu folgen? Zeigen Sie, dass auch Sie nur ein Mensch sind und bitten Sie alle Kinder um Mithilfe – so kommunizieren Sie auf Augenhöhe.
Tipp 3: Ein gutes Gespräch bringt beide Seiten weiter.
Stellen Sie sich vor, ein Kind erzählt Ihnen voll Stolz, dass es im Kindergarten den Rudi gehauen hat und keiner hat es gesehen. Jetzt müssen Sie angemessen reagieren. Schimpfen? Verbote verhängen? Besser, darüber sprechen! Lassen Sie das Kind erst mal erzählen, was wirklich passiert ist. Vielleicht war die Situation ja auch ganz anders, als Sie denken und das andere Kind hat zuerst gehauen! Nehmen Sie sich Zeit, dem Kind zu erklären, warum es falsch ist, darauf stolz zu sein. Bieten Sie ihm Handlungs-Alternativen an, die es begreifen und das nächste Mal umsetzen kann. Und vielleicht sind Sie dann bald stolz darauf, wenn das Kind erst mal redet anstatt „aua“ zu machen.
Tipp 4: Ein gutes Gespräch macht gute Laune.
Kinder lachen gern und viel und über alles! Lachen entspannt und steckt an. Lassen Sie sich einfach mal auf das ein, was Ihr Kind lustig und spannend findet! Begeben Sie sich doch mal auf das (intellektuelle) Niveau Ihres Kindes und lachen Sie einfach, weil Sie wie ein Käfer auf dem Rücken liegen! Sprache ist der Austausch von Gefühlen – und das geht auch mal nonverbal.
Tipp 5: Ein gutes Gespräch ist ehrlich.
„Kindermund tut Wahrheit kund“. Wie wahr! Manchmal bringt uns diese Ehrlichkeit in Verlegenheit, z. B. wenn ein Kind beim Familienessen allen mitteilt, dass Papa gerade gepupst hat … aber Kinder erwarten auch Ehrlichkeit und merken sofort, wenn sie angeschwindelt werden. Kindgerecht verpackt können Eltern und Erziehende in den allermeisten Situationen ehrlich auf alle Fragen antworten und sollten dies auch tun.
Tipp 6: Ein gutes Gespräch ist emotional.
Situation: Der erste Tag im Kindergarten! Das Kind ist aufgeregt – eine Mischung aus Freude und Angst. Wenn Eltern oder Erziehende diese Emotionen jetzt herunterspielen und sagen „Ach, das hab ich auch erlebt und überstanden“, dann ist keinem geholfen. Besser ist es, die Gefühle ernst zu nehmen und darüber zu sprechen. Sogar bei traurigen Themen wie Abschied oder Verlust dürfen Erwachsene angemessen ehrlich sein und brauchen ihre Gefühle nicht zu verstecken. So lernt das Kind, mit Emotionen umzugehen und sie auch später zuzulassen, anstatt sie zu unterdrücken.
Tipp 7: Ein gutes Gespräch endet nie.
Irgendwann ist es soweit und Kinder hören auf, ihren Eltern alles zu erzählen. Sie haben dann andere Bezugspersonen (Freunde, Großeltern) und machen manches auch schon mit sich allein aus. Damit die Kommunikation nicht abbricht, sollten Eltern und Kitas aber dafür sorgen, dass immer Zeit für ein Gespräch ist. In entspannten Situationen spricht es sich dabei viel leichter! Spielen Sie etwas zusammen oder unternehmen Sie einen Ausflug und lenken Sie das Gespräch auf Themen, die Ihnen wichtig sind. Mit wem spielen die Kids gern in der Kita? Was macht ihnen Freude? Haben sie etwas auf dem Herzen?
Aber bedrängen Sie das Kind nicht, wenn es (noch) nicht reden will. Vielleicht öffnet es sich, wenn Sie erst einmal locker plaudern – und erzählt dann fast beiläufig, was es beschäftigt.
Sprach-Apps vs. Sprechen
Heute gibt es eine riesige Auswahl an pädagogischem Spielzeug, das auch die Sprach- und Sprechfähigkeit der Kinder verbessern soll. Dabei ist oft auch die Eigeninitiative des Kindes gefragt – Knöpfedrücken, Hörspiele auswählen, Videos schauen. Diese Tools haben in der modernen Kindesentwicklung ihren Platz, denn sie unterstützen das Kind mit vielen Anregungen und Lernangeboten. Aber all dies ersetzt nicht die persönliche Kommunikation – das kann kein Computer! Sprechen und Sprache sind organische Funktionen, die nur im täglichen Kontext Sinn ergeben und sich ständig weiterentwickeln. Aus „Dada gehen“ wird „spazierengehen“ und später „Wir gehen zusammen spazieren“. Dieser Fortschritt kann nur im gegenseitigen Austausch von Kenntnissen und Sprachfähigkeiten erreicht werden.
Darum raten Profis auch allen Eltern und Erziehenden, so früh wie möglich so „erwachsen“ wie möglich mit ihren Kindern zu sprechen und sie so bei der Entwicklung einer guten Kommunikation mit all ihren emotionalen und vielschichtigen Aspekten zu unterstützen. Denn Kommunikation ist die wichtigste Voraussetzung für ein soziales Miteinander – und das von Kindesbeinen an. Sie entsteht nicht von allein, sondern durch geduldiges Zuhören, geduldiges Antworten und ein respektvolles Gespräch auf Augenhöhe.
Und noch ein Tipp von Experten:
Kommunikationsforscher haben ermittelt, dass das menschliche Gehirn nur vier Informationen auf einmal im aktiven Kurzzeitgedächtnis speichern kann. Das sind etwa ein bis zwei gesprochene Sätze. Wenn Sie mit einem kleinen Kind also ein Gespräch führen, in dem es Anweisungen befolgen soll, dann überlegen Sie vorher, was wirklich wichtig ist. Fassen Sie am Ende der Unterhaltung das Wesentliche noch einmal zusammen und helfen Sie dem Kind dabei, das Gelernte auch umsetzen zu können. Aus einem hektischen Morgenmonolog „Wir müssen jetzt aber endlich los in die Kita und vergiss deinen Rucksack nicht und sei brav und hau deinen Tischnachbarn nicht …“ kann auch eine achtsame und liebevolle Unterhaltung werden, an der beide aktiv teilnehmen.
Mama: „Möchtest du jetzt in die Kita?“
Kind: „Ja!“
Mama: „Dann nimm deinen Rucksack mit.“
Kind: Holt den Rucksack.
Mama: „Willst du auch lieb zu Rudi sein?“
Kind: Nickt (begreift).
Mama: „Dann fahren wir jetzt los und ich hole dich nach der Kita wieder ab.“
Achtsamkeit erleichtert den Alltag
„Eltern werden ist nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr!“ Auch dieser klassische Spruch ist noch immer wahr. Eltern-Sein ist eine schwierige Aufgabe, bei der manchmal Fehler gemacht werden. Effektive Kommunikation mit unseren Kindern erfordert Zeit und Energie. Wir müssen uns unserer eigenen Gefühle und Automatismen bewusstwerden und immer mehr versuchen, achtsam mit unseren Kindern umzugehen. Zuhören und Gehörtwerden zeigen einem Kind (und auch Erwachsenen!), dass man es beachtet und wertschätzt. Miteinander reden ist der wichtigste Schritt auf dem Weg in ein selbstverantwortliches und respektvolles Zusammenleben – fangen wir gleich damit an!